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Alle 202 Naturdenkmäler genau im Blick

Uralte Bäume sind besonders geschützt und werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert

Baumkontrolleur Holger Meermann klopft gegen den Stamm einer Linde. „Hier hört man richtig, dass der Baum von innen hohl ist“, erklärt der 54-Jährige. Die 180 Jahre alte Linde, die an einer Kreuzung in Welver-Klotingen steht, ist eines der 202 Naturdenkmäler im Kreis Soest. Holger Meermann hat sie alle im Blick. Der Mitarbeiter des Kreis-Baubetriebshofs fährt jedes einzelne Naturdenkmal mindestens einmal im Jahr an und überprüft es auf Gesundheit und Verkehrssicherheit.

Bajonettlinde in Erwitte
Baumkontrolleur Holger Meermann kontrolliert eine Linde in Erwitte, die zu den Naturdenkmälern im Kreis Soest gehört. Die sogenannte Bajonettlinde hat einen Durchmesser von rund 130 Zentimetern. Foto: Kira Hönicke/ Kreis Soest

Meermann benötigt rund zwei Monate, bis er alle Denkmäler im Kreisgebiet einmal angefahren hat. Für viele der zum großen Teil mehrere Jahrhunderte alten Bäume braucht er nur einige Minuten, um diese zu überprüfen. Stehen aufwendigere Messungen an, kann eine Baumkontrolle aber auch mal bis zu zwei Stunden dauern. Über das Jahr verteilt, fallen dann teilweise noch Bedarfskontrollen an. Das kann nach Stürmen vorkommen oder wenn Bürgerinnen und Bürger sich melden, weil ihnen beispielsweise abgebrochene Äste aufgefallen sind. 

Das ist auch der Fall bei zwei Blutbuchen, die in einem Privatgarten in Lippetal-Hovestadt stehen und beide als Naturdenkmal geschützt sind. Die Besitzerin des Gartens hat sich bei Holger Meermann gemeldet und ihn auf einen abgestorbenen Ast im Baum hingewiesen. Unter dem Baum stehend, macht Meermann das Totholz schnell ausfindig. Er dokumentiert den Termin der Kontrolle und organisiert, dass der Ast zeitnah abgesägt wird. Dass Totholz aus einem Baum entfernt wird, ist wichtig, wenn sich unter diesem Straßen befinden oder regelmäßig Menschen aufhalten, da abgestorbene Äste jederzeit unvorhergesehen abbrechen könnten und somit eine akute Gefahr darstellen.

Der Experte des Kreises ordnet den Bäumen verschiedene Sicherheitstypen zu. Meermann erläutert: „Ein Baum, der mitten in einem Wald steht, hat ein deutlich geringeres Sicherheitsrisiko als zum Beispiel ein Baum, unter dem eine Sitzbank steht, die zum Verweilen einlädt.“ Genau wie dieser Baum befinden sich rund 140 der Naturdenkmäler auf einem Privatgrundstück. Der Rest verteilt sich auf Grund von Stadt oder Gemeinde, Kirche, Land Nordrhein-Westfalen oder Kreis Soest.

Wenn ein Baum ein Naturdenkmal ist, steht er unter besonderem Schutz. „Ziel ist es, den Baum so lange wie möglich zu erhalten“, erklärt Holger Meermann und führt aus: „Auch nachfolgende Generationen sollen noch etwas von ihm haben.“ In der jüngsten Vergangenheit sind die Herausforderungen größer geworden. „Die Trockenheit der letzten Jahre macht sich deutlich bemerkbar, dazu kommen die starken Stürme. Die Situation ist für Bäume also gerade nicht ganz glücklich,“ weiß Meermann. Zusätzlich gibt es immer mehr Krankheiten, die Bäume befallen können. Einige Baumkrankheiten wie zum Beispiel Totholzbildung oder Pilzerkrankungen werden dabei durch die Trockenheit begünstigt. Einige kannte man früher einfach nicht und andere wurden durch die Globalisierung zum Problem, weil sie eingeschleppt wurden. Das Eschentriebsterben ist ein Beispiel dafür.

Damit ein Baum möglichst alt werden kann, sollte man gerade bei der Neupflanzung und bei Jungbäumen auf einiges achten. Holger Meermann gibt Tipps für den Baum im eigenen Garten: „Bei der Neupflanzung macht es Sinn, sich artenspezifische Unterschiede anzuschauen. Ein Bergahorn kann beispielsweise deutlich besser mit Trockenheit umgehen als ein Spitzahorn. Der Baum braucht eine möglichst große Baumscheibe, das heißt um den Baumstamm herum viel Platz am Boden, und sollte nicht eingepflastert werden. Bei einem Jungbaum sollte man Fehlentwicklungen früh rausschneiden und einen Erziehungsschnitt machen. Aber in Maßen, man darf nicht vergessen, dass ein Schnitt auch immer Stress für einen Baum bedeutet.“

Zurück zur Linde in Klotingen: Der Baum ist von innen hohl, weil er von Baumfäule betroffen ist. Solange das Holz außen noch gut wächst, kann der Baum auch so noch sehr alt werden. Darauf achtet Baumkontrolleur Meermann bei seiner Kontrolle. 

Hintergrund: Naturdenkmäler 

Zu den Naturdenkmälern zählen nach dem nordrheinwestfälischen Landschaftsgesetz Einzelschöpfungen und Teile der Natur, die besonders selten, eigenartig oder schön sind. Dass ein Baum als Naturdenkmal ausgewiesen wird, kann aber auch wissenschaftliche oder historische Gründe haben. Das wohl älteste Naturdenkmal im Kreis Soest ist eine Linde in Welver-Nateln mit geschätzten 800 Jahren.  

Naturdenkmäler im Kreis Soest

Anröchte 16
Bad Sassendorf 11
Ense 5
Erwitte 11
Geseke 15
Lippetal 5
Lippstadt 24
Möhnesee 12
Rüthen 24
Soest 25
Warstein 8
Welver 21
Werl 21
Wickede (Ruhr) 4
Gesamt 202
Ältestes Naturdenkmal
Der Baumstamm einer Linde in Welver-Nateln wächst schon seit schätzungsweise 800 Jahren. Das macht den Baum zum ältesten Naturdenkmal im Kreis. Foto: Kira Hönicke/ Kreis Soest