Innovationen und Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg

Serie „50 Jahre Kreis Soest“ – Teil 3: Der Kreis Soest heute und ein Blick in die Zukunft

Früher war alles besser? Nicht unbedingt: Wer in Unterlagen der vor 50 Jahren neu gegründeten Kreisverwaltung blättert, findet zahlreiche Belege, dass auch die Herausforderungen des Jahres 1975 groß waren. Das Kreisarchiv Soest hat aus seinem umfangreichen Bestand Wissens- und Bemerkenswertes zum Kreis-Jubiläum zusammengestellt. Daraus ist eine dreiteilige Serie entstanden.

Jubiläumsjahr
50 Jahre Kreis Soest: Landrätin Eva Irrgang vor der Ahnen-Galerie im Kreishaus mit Irrgangs Vorgängern Josef Raulf, Karin Sander und Wilhelm Riebniger (obere Reihe) und den Oberkreisdirektoren Rudolf Harling und Dr. Hermann Janning (untere Reihe). Foto: Birgit Kalle/ Kreis Soest

In der dritten und letzten Folge beschäftigt sich die Autorin, Pressesprecherin Birgit Kalle, mit der Gegenwart des Kreises Soest und wagt auch einen Blick in die Zukunft.

Das knappe Budget. Damals wie heute plagt es Kreistag und Verwaltung. „Vor dem dunklen Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftskrise und der besonderen Notlage der öffentlichen Finanzen mußte jeder Kostenansatz kritisch durchleuchtet und auf seine Notwendigkeit geprüft werden.“ Nur das Eszett in „mußte“ deutet darauf hin, dass dieser Satz vor vielen Jahren aufgeschrieben wurde. Josef Raulf, erster Landrat des neugegründeten Kreises Soest, berichtete über die Haushaltsberatungen im Jahr 1975 in seinem Rückblick auf die parlamentarische Arbeit. Wirtschaftskrise, besondere Notlage der öffentlichen Finanzen – wie sich die Sorgen früher und heute gleichen, die auch verwaltungsseitig notiert wurden: „Wir wollen hoffen und wünschen“, schrieb Oberkreisdirektor Rudolf Harling im Verwaltungsbericht über das Jahr 1975, „daß es trotz der schwierigen Finanzlage auch weiterhin gelingt, möglichst viele Vorhaben zum Wohle der Bürger zu verwirklichen“. Hat sich also bis auf das scharfe S seither nichts geändert?

Anhaltspunkte für die rasante Entwicklung in den vergangenen 50 Jahren ergeben sich aus der Kreis-Statistik: Der Kraftfahrzeugbestand ist von knapp 100.000 im Jahr 1975 auf aktuell mehr als 275.000 beim Kreis zugelassene Kfz gestiegen, darunter rund 20.000 E-Autos, Hybride oder Plug-in-Hybride. Die Zahl der Einsätze des Rettungsdienstes hat sich von gut 22.000 auf mehr als 60.000 nahezu verdreifacht. Während die Feuerwehren im Kreisgebiet im Jahr 1975 genau 650 Mal zum Einsatz kamen, rückten sie im vergangenen Jahr 3.960 Mal aus. Und das Haushaltsvolumen des Kreises ist von rund 150 Millionen D-Mark auf heute mehr als 625 Millionen Euro angewachsen.

Fortschritt und Entwicklung
Das erklärte Ziel von Politik und Verwaltung aber bleibt immer das gleiche: Der Kreis soll mit der Schaffung und Erneuerung der Infrastruktur fit für die Zukunft gemacht werden. Fortschritt und Entwicklung bemessen sich aktuell jedoch nicht mehr nur nach dem Bau und der Sanierung von Straßen und Gebäuden, sondern vor allem auch nach der digitalen Infrastruktur.

Und hier steht der Kreis Soest im landesweiten Vergleich sehr gut da. 43 Prozent aller Hausanschlüsse im Kreisgebiet verfügen im Jahr 2025 über Glasfaser. Das sind sechs Prozent mehr als im NRW-Durchschnitt. „Wenn die Ausbaugeschwindigkeit so bleibt, werden wir das bundesweite Ziel einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 schon Ende 2028 erreichen können“, erklärt Gigabitkoordinator Christoph Hellmann. Die Strategie, mit Fördergeldern einen privatwirtschaftlichen Markt zu erzeugen und eine hohe Dichte an Anbietern zu gewinnen, sei aufgegangen: „Aktuell sind zwölf Telekommunikationsunternehmen bei uns im Kreis Soest tätig, auf deren Netze immer mehr Anbieter ihre Produkte vertreiben.“

Mit als erste vom Ausbau der digitalen Infrastruktur profitierten die kreiseigenen Schulen: Flächendeckendes WLAN, Highspeed-Internet über Glasfaser bis in jeden Klassenraum, moderne Endgeräte und natürlich auch zeitgemäße Präsentationsmöglichkeiten – die Umsetzung des vom Kreistag beschlossenen Medienentwicklungsplans war ein Kraftakt, der sich gelohnt hat.

Bequem vom Sofa aus Anträge stellen
Wer online ist, muss heute in vielen Fällen auch nicht mehr „aufs Amt“, wenn er mit der Kreisverwaltung in Kontakt treten möchte: Mehr als 200 Services bietet der Kreis Soest im Service-Portal an. Im vergangenen Jahr wurden rund 30.000 Anträge online gestellt. Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Bequem vom Sofa das Auto in der Zulassungsstelle oder das Kind in der Kita anmelden, am heimischen Schreibtisch die Online-Belehrung für Lebensmittelberufe absolvieren oder die amtliche Liegenschaftskarte herunterladen – was heute gelebte Realität ist, war vor 50 Jahren nun wahrlich Zukunftsmusik.

Für die allermeisten Menschen war auch der Klimawandel damals noch kein Thema. Neben der Modernisierung der Infrastruktur und der Digitalisierung stellt der Klimawandel die Kommunen vor enorme Herausforderungen. Anpacken will der Kreis Soest diese mit Maßnahmen, bei denen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung Hand in Hand gehen. Für die großen Bemühungen, die Schutzbedürftigsten auf Wetterextreme wie Hitze, Dürre, Starkregen, Hochwasser oder Sturm vorzubereiten, wurde der Kreis Soest 2024 mit dem Gesundheitspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Klimaneutralität ist das große Ziel
Mit dem Beschluss des Klimaschutzkonzepts 2.0 stellte der Kreistag gleichzeitig die Weichen für eine nachhaltige Zukunft. Das große Ziel: Das Kreisgebiet soll im Jahr 2045 klimaneutral sein.

Die Kreisverwaltung trägt ihren Teil dazu bei. Die nächsten energetischen Sanierungen sind am Kreishaus, für das Dienstgebäude an der Niederbergheimer Str. 24a in Soest und die Rettungswache Möhnesee geplant. Auch bei den aktuellen Schul-Bauprojekten Peter-Härtling-Schule Werl, Don-Bosco-Schule Lippstadt, der Sanierung der Lindenschule Erwitte und der Sanierung der Sporthalle am Lippe-Berufskolleg in Lippstadt spielen energetische Aspekte eine zentrale Rolle. Selbstverständlich wird in kreiseigenen Gebäuden 100 Prozent Öko-Strom genutzt, es werden PV-Anlagen auf die Dächer gesetzt, und immer mehr Dienstwagen sind als E-Kfz unterwegs.

Virtueller Ranger berichtet über den Waldumbau im Naturpark
Was der Klimawandel für den Wald bedeutet und weitere spannende Fragen beantwortet künftig das Projekt „Smart Wood – Digitale Erlebniswelt im Naturpark Arnsberger Wald“. Damit der Kreis Soest ein attraktives Reiseziel bleibt, nutzt auch der Tourismus Innovationen und Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg. Ein Beispiel dafür ist Smart Wood. Hier wird der Naturpark Arnsberger Wald digital erlebbar: Bereits auf dem Sofa zu Hause bietet Smart Wood zahleiche Informationsmöglichkeiten entlang der klassischen Buchungskette. Einmal im Naturpark angekommen, haben Gäste dann die Chance, sich per QR-Code an ausgewählten Orten einen virtuellen Ranger dazu zu holen, der dann über den Waldumbau und Aktivitäten in der Natur berichtet. Auf diese Weise nutzt das Smart-Wood-Projekt die Möglichkeiten der Digitalisierung, um Besucher gezielt zu lenken und die Herausforderungen, aber auch die (touristische) Attraktivität des Naturparks Arnsberger Wald mittels neuer digitaler Technologien darzustellen.

Gefördert wird Smart Wood übrigens im Rahmen der Regionale 2025 mit einer Finanzspritze in Höhe von 80 Prozent. Es ist eines von zahlreichen Projekten im Kreis Soest, die durch das Strukturprogramm des Landes unterstützt werden. Die bislang im Kreis Soest in der Umsetzung befindlichen Projekte erhalten eine Fördersumme von mehr als 20 Millionen Euro. Weitere 6,5 Millionen sind schon avisiert. Das meiste Geld stammt aus der Städtebauförderung des Landes NRW.

Projekte ohne Regionale-Fördermittel nicht realisierbar
Projekte zur Quartiersentwicklung, zur Innenstadtgestaltung, kulturellen Begegnung oder ein Digitales Lern- und Arbeitszentrum – Landrätin Eva Irrgang weiß: „Die allermeisten dieser Projekte wären ohne eine Förderung nicht möglich gewesen. In den kommenden Jahren noch einmal Fördermittel in dieser Größenordnung zu bekommen, ist angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage unwahrscheinlich.“

Für die weitere gedeihliche Entwicklung sei eine enge Zusammenarbeit deshalb umso wichtiger, betont Landrätin Eva Irrgang. Der Kreis und die Städte und Gemeinden im Kreis Soest müssten weiterhin fest an einem Strang ziehen. „Darüber hinaus werden wir auch in der Region Südwestfalen mit unseren Nachbarn in den Kreisen Hochsauerland, Märkischer Kreis, Kreis Olpe und Kreis Siegen-Wittgenstein noch stärker zusammenarbeiten, um die vielfältigen Herausforderungen einer sich rasant wandelnden Welt zu meistern. Ein Zurück zum Kirchturmdenken ist keine Option“, sagt Landrätin Eva Irrgang.

Die Serie „50 Jahre Kreis Soest“ im Überblick:

• Teil 1 (24. März 2025) „Aus Alt(kreisen) mach Neu(gliederung)“

• Teil 2 (27. März 2025) „Von fliegenden Kommissionen und Entenschnäbeln“

• Teil 3 (31. März 2025) „Innovationen und Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg“

Alle erschienenen Folgen können unter www.kreis-soest.de nachgelesen werden. 

Info: 50 Jahre Kreis Soest - ein Grund zum Feiern!
Save the Date: Der runde Geburtstag ist ein Grund zum Feiern. Am Sonntag, 18. Mai, sind alle Bürgerinnen und Bürger zum Kreis-Fest eingeladen. Es findet statt von 10 bis 16 Uhr rund um das Kreishaus am Hohen Weg 1-3 in Soest. An diesem Tag werden auch Führungen im Kreisarchiv an der Niederbergheimer Straße und durch die Villa Plange in Soest angeboten. Weitere Informationen folgen in den Wochen vor dem Fest unter www.kreis-soest.de/kreisfest.

Bequem Anträge stellen
Bequem vom Sofa das Auto in der Zulassungsstelle oder das Kind in der Kita anmelden, am heimischen Schreibtisch die Online-Belehrung für Lebensmittelberufe absolvieren oder die amtliche Liegenschaftskarte herunterladen – was heute gelebte Praxis ist, war vor 50 Jahren nun wahrlich Zukunftsmusik. Foto: Birgit Kalle/ Kreis Soest
Glasfaser flächendeckend
In Sachen Glasfaser früher am Ziel: Wenn die Ausbaugeschwindigkeit so bleibt, wird der Kreis Soest das bundesweite Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 schon Ende 2028 erreichen können. Foto (Archiv): Thomas Weinstock/Kreis Soest