„Was ich bisher zurückgemeldet bekommen habe, ist, dass sich hier alle Beschäftigten sehr wohl fühlen. Doch auch für unsere Bürgerinnen und Bürger ist nun mit der zentralen Struktur die beste Lösung gefunden worden“, stellte Landrätin Eva Irrgang im Rahmen einer kurzen Ansprache heraus. Sie lobte das hohe Engagement der Rettungskräfte: „Im Verwaltungsbereich aber auch in der Politik nehmen wir das sehr wohl wahr und möchten Ihnen für Ihren Einsatz von Herzen danken.“
Die angemietete und speziell für den neuen Zweck umgebaute Immobilie am Doyenweg, zu der auch eine großzügige Fahrzeughalle gehört, löst wie geplant die seit dem 1. November 2023 bestehende Interimslösung im Rettungszentrum am Boleweg ab. Was jetzt zentral organisiert wird, hatte der Kreis zuvor in dezentraler Struktur vorgehalten. Heißt konkret: Sowohl KTW als auch Personal waren auf mehrere Wachen im Kreisgebiet verteilt und wurden dort standortspezifisch organisiert.
Das führte jedoch immer wieder zu herausfordernden Situationen, denn fiel bei einer regulär mit zwei Rettungssanitätern besetzten Schicht einer aus, konnte oftmals auf die Schnelle keine Nachbesetzung gefunden werden. „Im Endeffekt musste dann die gesamte Schicht gestrichen werden“, schildert Ralf Paul, Abteilungsleiter Rettungsdienst, die Folgen. Zu gleichem Ergebnis führten Ausfälle bei den KTW, da an den jeweiligen Wachen – auch aus Kostengründen – keine Reservefahrzeuge dezentral vorgehalten werden konnten. Ein Ersatz ließ sich zumeist nur mit zeitlicher Verzögerung beschaffen.
Weil im KTW-Pool nun sämtliche Ressourcen zentral gebündelt werden, gehören Engpässe dieser Art der Vergangenheit an. So stehen am Stützpunkt Doyenweg insgesamt zwölf KTW und drei Reservefahrzeuge sowie insgesamt 43 Personalstellen zur Verfügung. „Diese Reserven ermöglichen es uns, flexibel auf alle Eventualitäten zu reagieren und Ausfälle sowie andere Störungen im geplanten Ablauf schnell und wirtschaftlich zu kompensieren“, erklärt die für Gesundheit, Verbraucherschutz und Gefahrenabwehr zuständige Dezernentin beim Kreis Soest, Ricarda Oberreuter.
Ein weiterer Vorteil der Pool-Lösung: Mit dem räumlichen und organisatorischen Zusammenziehen der Rettungssanitäter können diese fachlich enger begleitet werden. Dafür verantwortlich zeichnen die Wachleiter Dirk Behrens und Martin Plentz. Sie leiten auch die Auszubildenden in diesem Bereich an. „Wir arbeiten in einem sehr familiären Setting, das es ermöglicht, sich selbst auszuprobieren, eigene Stärken zu erkennen und zu entwickeln und Stressspitzen im Team aufzufangen. Wohl auch deshalb verzeichnen wir eine sehr geringe Abbrecherquote bei der Ausbildung und freuen uns, feststellen zu dürfen, dass viele Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter auch im Anschluss an ihre Ausbildung bei uns bleiben“, sagt Ralf Paul.
Ihre Wünsche bezüglich Arbeitszeitgestaltung und Urlaubsplanung können nun – ebenfalls dank der zentralen Organisationsstruktur – besser berücksichtigt werden. Ob verkürzte Schichten oder Vier-Tage-Woche: „Weil wir die Arbeitszeitmodelle deutlich flexibler gestalten können, haben wir jetzt eine viel familienfreundlichere Planung“, hebt Ralf Paul hervor. Auch Überstunden konnten demnach wegen der insgesamt effizienteren Abläufe spürbar reduziert werden. „Gerade in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ist es wichtig, sich als attraktiver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können. Der KTW-Pool bringt uns hier im Bereich des Rettungswesens ganz weit nach vorn“, stellt Dezernentin Ricarda Oberreuter fest.
Hintergrund: KTW-Pool
Für den KTW-Pool wurde am Doyenweg ein ehemaliges Wohngebäude in ein Firmengebäude umgewidmet. Das Einsatzgebiet umfasst den gesamten Kreis Soest mit Ausnahme des Stadtgebiets von Lippstadt, denn die Kommune ist Trägerin einer eigenen Rettungswache. Die KTW werden grundsätzlich in der Zeit von 7 bis 23 Uhr vorgehalten. Abweichende Regelungen sind je nach Einsatzlage möglich. Die Pool-Lösung umfasst nicht die Rettungswagen (RTW) – diese bleiben, ebenso wie die Notfallsanitäter, dezentral in den Wachen organisiert. In der Bevölkerung werden die Begriffe Rettungswagen und Krankentransportwagen oft synonymisch verwendet, dabei gibt es klare Unterschiede: Mit einem KTW werden Patientinnen und Patienten abgeholt und zum Arzt, ins Krankenhaus oder auch zur Dialyse und zurück gebracht. Das Fahrzeug ist mit Rettungssanitätern besetzt und besitzt lediglich eine medizinische Grundausstattung. RTW dienen der Notfallrettung. Entsprechend verfügen sie über alle notwendigen Geräte und Medikamente zur Erhaltung der Vitalfunktionen des Patienten sowie zur Vermeidung von Folgeschäden. Es muss immer ein Notfallsanitäter mitfahren, der eine höhere medizinische Qualifikation besitzt als ein Rettungssanitäter.