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Veterinärdienst wappnet sich gegen Afrikanische Schweinepest

Bislang keine Fälle im Kreisgebiet – Präventivmaßnahmen ergriffen

In Rheinland-Pfalz und Hessen mehren sich Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP). Der Veterinärdienst des Kreises Soest beobachtet die Lage genau und bereitet sich bereits auf ein mögliches Ausbruchsgeschehen auch in der hiesigen Region vor. Zu dem Maßnahmenpaket gehören Übungen sowie Kontrollen bestehender Schutzmaßnahmen ebenso wie die gezielte Aufklärung der mit Wild- und Hausschweinen in Kontakt stehenden Berufsgruppen.

Übung am Rettungszentrum
Vorsorge ist besser als Nachsorge: Am Rettungszentrum in Soest hat der Kreis-Veterinärdienst gemeinsam mit der Feuerwehr den Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsschleusen im Seuchenfall geprobt. Die Übung ist Teil gezielter Präventivmaßnahmen zum Schutz vor einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest. Foto: Ricarda Oberreuter/ Kreis Soest

Die für den Menschen ungefährliche Krankheit kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über Lebensmittel tierischer Herkunft und infizierte Gegenstände übertragen werden. Die vermeintlich große räumliche Distanz zu den aktuell von ASP betroffenen Bundesländern stellt daher keine Sicherheit vor dem Virus dar, betont die Leiterin des Kreisveterinärdiensts, Dr. Martina Poppe. Denn: „Zwar kann sich die Schweinepest über den direkten Übertragungsweg lediglich bis zu 50 Kilometer pro Jahr vorwärtsbewegen. Infolge des Reiseverkehrs gelingt es dem Erreger jedoch, an einem einzigen Tag auch große Strecken zu überwinden.“

Eine zentrale Rolle spielen hier möglicherweise kontaminierte Lebensmittelabfälle wie Rohwurst und Rohschinken aus ASP-Ausbruchsgebieten. Ein an der Autobahn-Raststätte achtlos weggeworfenes Wurstbrötchen ist so im Zweifelsfall bereits ausreichend, um die Seuche zu verschleppen. Aber auch Jagdtourismus in Verbindung mit fehlenden Biosicherheitsmaßen könne ein Ausbruchsgeschehen in Gang setzen, erklärt Dr. Poppe. Von jagdlichen Aktivitäten in Hessen und Rheinland-Pfalz rät sie vor diesem Hintergrund derzeit dringend ab.

„Wann immer es zu großen geografischen Sprüngen bei der Verbreitung der ASP kommt, war dies bislang stets auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Umso wichtiger ist es, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen strikt einzuhalten“, hält sie fest. Eben deshalb setzen sie und ihr Team aus dem Veterinärdienst auf Aufklärung: In Vortragsveranstaltungen wurden und werden mit Wild- oder Hausschweinen in Kontakt stehende Berufsgruppen – Landwirte, Hobbyschweinehalter und Jäger – für die Gefahren der Weiterverbreitung der Seuche sensibilisiert. Im Zentrum stehen Biosicherheitsmaßnahmen, die als wichtigster Schutz der Landwirtschaft vor ASP gelten.

Dazu zählen etwa die Einfriedung des Betriebsgeländes sowie die strenge Nutzung einer Hygieneschleuse inklusive Kleidungs- und Schuhwerkwechsel unmittelbar vor Betreten des Stalls. „Ebenso wichtig ist es aber auch, Arbeitsabläufe festzulegen, Mitarbeiter zu schulen und so das Bewusstsein für Biosicherheit zu verstetigen“, betont Dr. Poppe. Als valide Weiterbildungs- und Informationsquelle empfiehlt sie das „Netzwerk Fokus Tierwohl“ unter Trägerschaft der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Eine Selbsteinschätzung, wie wirksam ergriffene Biosicherheitsmaßnahmen für den eigenen Betrieb sind, bietet die kostenlose ASP-Risikoampel der Uni Vechta (https://risikoampel.uni-vechta.de). Neben einer Einstufung werden hier ganz konkret Mängel aufgelistet, die dann für den einzelnen Betrieb individuell abgearbeitet werden können.

Der Veterinärdienst wird darüber hinaus aber auch an anderer Stelle aktiv, um sich gegen die ASP zu wappnen. So sind in dieser Woche Kontrollen der Müllbeseitigung sowie der Einfriedung von Autobahnrastplätzen gestartet. Etwaige Mängel werden anschließend mit der Autobahnmeisterei besprochen und abgestellt. Darüber hinaus wurde der Parkplatz des Rettungszentrums am Boleweg in Soest am Montag Schauplatz einer gemeinsamen Übung von Veterinärdienst und Feuerwehr, um den Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsschleusen im Seuchenfall zu testen.

Jede Bürgerin und jeder Bürger kann selbst etwas tun, um einer Verschleppung der ASP vorzubeugen:

  • Lebensmittelabfälle sollten immer in geschlossenen, für Tiere jeglicher Art nicht zugänglichen Behältern entsorgt werden.
  • Wenn tote Wildschweine entdeckt werden, beispielsweise beim Waldspaziergang oder Pilze sammeln, muss das zuständige Veterinäramt unter Angabe des Fundorts informiert werden. So können Proben entnommen und auf das Virus der ASP untersucht werden.
  • Tote Wildschweine sollten nicht angefasst und nur in besonderen Fällen, etwa einer Verkehrsgefährdung, entfernt werden.

„Wichtig ist es, einen Erstausbruch so schnell wie möglich zu erkennen, um umgehend geeignete Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen zu können und eine flächenhafte Ausbreitung zu verhindern“, unterstreicht Dr. Martina Poppe.

Hintergrund: Afrikanische Schweinepest
Bei der akuten Verlaufsform der Afrikanischen Schweinepest (ASP) tritt sehr hohes Fieber auf und es kommt zu plötzlichen Todesfällen, vor allem bei den Saugferkeln. Die aktuell in Europa kursierenden Viren der ASP sind hoch virulent und verursachen ein schweres, nahezu altersunabhängiges, unspezifisches Krankheitsbild (Futterverweigerung, Mattigkeit, Durchfall, erhöhte Atemfrequenz und Blutungsneigung). Akut kranke Schweine sterben in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen. Die chronische Verlaufsform weist keine klassischen Symptome auf und kann mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Eine ASP-Impfung existiert nicht. Menschen können sich mit dem Virus nicht infizieren oder daran erkranken.

Übung am Rettungszentrum
Im Seuchenfall ist die sorgfältige Desinfektion auch von im Einsatz befindlichen Fahrzeugen zentral, um das Virus der ASP nicht zu verschleppen. Foto: Ricarda Oberreuter/ Kreis Soest