Was dafür nötig ist, beschreibt das 198-seitige Konzept genauso wie die riesige Herausforderung: Um die bilanzielle Treibhausgasneutralität zu erreichen, muss die Pro Kopf-Emission gegenüber dem Ist-Zustand um rund 94 Prozent sinken. Im Schnitt produziert jeder der rund 300.000 Kreis-Einwohner 8,94 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. In dieser Einheit, kurz CO2e, lassen sich die Auswirkungen verschiedener Treibhausgase auf das Klima messen. Diese Menge muss bis zum Jahr 2045 um rund 94 Prozent auf 0,41 Tonnen CO2e sinken. Doch wie soll und kann das funktionieren?
Das Gutachterbüro energielenker, das mit der Konzept-Erstellung beauftragt war, hält das ambitionierte Ziel für erreichbar und nennt dafür die Hauptgründe: Das Potenzial, Erneuerbare Energien zu nutzen, sei im Kreisgebiet hoch und noch längst nicht ausgeschöpft. Außerdem könnten noch unzählige Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt werden. „Eines ist und bleibt natürlich klar“, betont Kreis-Klimaschutzmanager Frank Hockelmann: „Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen alle an einem Strang ziehen.“
Eine der konkreten Maßnahmen ist die Weiterentwicklung des überaus erfolgreichen Projekts „Sanieren mit Zukunft im Kreis Soest“. Bürgerinnen und Bürger können von dem Service Gebrauch machen und sich von dem neutralen Netzwerk von Energieberatern, Planern, Architekten, Handwerkern, Sachverständigen, Gutachtern sowie Verbänden und Institutionen bei der energetischen Sanierung kompetente Hilfe holen.
Nicht nur Privatleute, sondern auch Unternehmen sollen weiter von Beratungen profitieren: So ist geplant, das Beratungsangebot zur Förderung nachhaltiger Unternehmen auszuweiten. Fördermittelratgeber und weitere Runden des erfolgreichen Projekts ÖKOPROFIT® sind zwei von mehreren Bausteinen, die dazu beitragen sollen, das Klima zu schützen und gleichzeitig Kosten zu senken.
Neben regelmäßigem Austausch der verantwortlichen Planungsämter im Kreis Soest und der Fortführung des bestehenden Arbeitskreises Klimamanagement sind energetische Quartierskonzepte, die Fortführung der Wasserstoffstrategie des Kreises Soest und die Wiedervernässung von Mooren und Wiederaufforstung Maßnahmen, die die Autoren des Klimaschutzkonzepts benennen.
Mit gutem Beispiel vorangehen wird der Konzern Kreis Soest, so hat es der Kreistag bereits im Sommer 2020 beschlossen. Bis spätestens zum Jahr 2030 sollen die Bestandsgebäude und Neubauten des Kreises klimaneutral betrieben werden. Energieeffiziente Sanierungsmaßnahmen und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien wurden als Schlüssel zur Reduzierung der Emissionen identifiziert. Nächster Schritt hierfür ist eine Energieberatung, die der Kreis für jede Immobilie plant. Groß geschrieben wurde das Thema Energie-Effizienz übrigens schon in der Vergangenheit beim neuen Verwaltungsgebäude am Senator-Schwartz-Ring und beim Bau des Kreisarchivs.
Klimaschutzmanager Frank Hockelmann: „Wir als Kreis Soest wollen unsere Vorbildfunktion in Sachen Klimaschutz weiter wahrnehmen. Neben den Stellschrauben, die wir an den kreiseigenen Gebäuden drehen können, werden wir weiter informieren, sensibilisieren und motivieren. Denn das große Ziel, im Jahr 2045 klimaneutral zu sein, können wir nur erreichen, wenn jeder einzelne mitmacht.“
Hintergrund: Klimaschutzkonzept Kreis Soest 2.0
Das Klimaschutzkonzept Kreis Soest 2.0 wurde in intensiver Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung, den kreisangehörigen Kommunen und den politischen Vertretern im Ausschuss für Energie und Klimaschutz des Kreises Soest erarbeitet. Zu den zentralen Bestandteilen gehören eine umfassende Energie- und Treibhausgas-Bilanzierung sowie sektorspezifische Potenzialanalysen. Besonderes Augenmerk liegt auf interkommunalen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu unterstützen.
Ein zentraler Aspekt des Konzepts ist die aktive Beteiligung der Gemeinden durch kommunale Klimawerkstätten und den Arbeitskreis Klimamanagement.