Aktuell fließt die Möhne noch stark begradigt und tief eingeschnitten durch den Wald. Zur Bachbettsicherung wurden damals Steinschüttungen in die Böschung eingebracht, außerdem Staustufen gebaut und die Auflager einer nicht mehr benötigten Brücke stehen gelassen. Kurzum, die Möhne ist dort in einem deutlich veränderten Zustand. „Natürlicherweise ist die Möhne ein grobmaterialreicher Mittelgebirgsbach, der leicht geschlängelt fließt. Das Gewässer ist eher flach, mit einer großen Strömungsvielfalt und vielen Vertiefungen, vor allem in Bereichen mit Totholz“, erklärt Bauleiterin Jennifer Weber. Durch die Renaturierung soll die Möhne sich jetzt wieder diesem ursprünglichen Zustand annähern. Ende des Jahres soll alles fertig sein.
Doch was wird genau gemacht? Unter Berücksichtigung des vorhandenen Waldes bekommt die Möhne einen Neuverlauf mit 160 Metern zusätzlicher Fließstrecke. Zusätzlich werden gewässertypische Verzweigungen im oberen Maßnahmengebiet angelegt. „Partiell wird auch die Gewässersohle angehoben und der Oberboden abgetragen, um die Vernetzung zwischen Aue und Gewässer zu verbessern. Das hat auch positive Auswirkungen in Dürrezeiten, da im Boden mehr Wasser gespeichert werden kann. Zudem dient es dem Hochwasserschutz, da ein zusätzlicher Rückhalteraum geschaffen wird“, so Weber. Um die Strömungsvielfalt zu verbessern soll reichlich Totholz in den Neuverlauf eingebaut werden, dass auch als Nahrungsquelle für Kleinstlebewesen dient und sich positiv auf die Entwicklung von Fischen und Gewässerorganismen auswirken wird.
Zur Vorbereitung für die Renaturierungsarbeiten mussten im Vorfeld Bäume, insbesondere Pappeln, gerodet werden, die im Baufeld der neuen Trasse standen. Mit der Zeit wird dort aber auf ganz natürliche Art wieder ein Auwald entstehen. Um den Boden zu schonen und ein Arbeiten in der nassen Jahreszeit überhaupt realisieren zu können, wird mit Maschinen wie beispielsweise Kettendumpern gearbeitet, die für wassergesättigte Böden ausgelegt sind.
Bereits von 2010 bis 2016 wurde der Fluss im Zuge des LIFE-Projekts Möhne von Brilon bis zur Möhnetalsperre in vielen Bereichen renaturiert. Das aktuelle Projekt setzt das LIFE-Projekt fort, durch das die Möhneaue wieder reaktiviert wurde. Doch die nun durchgeführten Maßnahmen dienen auch dem Hochwasserschutz an der Möhne. Da das Sachgebiet Wasserwirtschaft des Kreises Soest für die Gewässerunterhaltung der Möhne zuständig ist, ist der Kreis Bauherr des Projekts und setzt die europäische Wasserrahmenrichtline (WRRL) um. Die für das Vorhaben benötigte Fläche wird dem Kreis Soest von der angrenzenden Firma Kleeschulte Erden GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt. „Die Unterstützung der Maßnahme war und ist uns eine Herzensangelegenheit, weil es auch gut zu unserer Firmenphilosophie passt. Wir legen viel Wert auf naturnahe Produkte“, so Dr. Wilfred Vrochte, Geschäftsführer Kleeschulte Erden.
Die Baukosten belaufen sich auf circa 207.000 Euro, wobei die Renaturierungsmaßnahme vom Land Nordrhein-Westfalen mit 80 Prozent gefördert wird. Der Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung Arnsberg hierzu liegt dem Kreis Soest bereits vor.