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Pflegende Angehörige geehrt

Konferenz Alter und Pflege verleiht zum 15. Mal Auszeichnung „Pflegestern“

Für ihr großes Engagement als pflegende Angehörige sind am Mittwoch, 31. August, nach der pandemiebedingten zweijährigen Zwangspause während einer Feierstunde in der Kulturscheune auf Hof Haulle in Bad Sassendorf 13 Frauen sowie sechs Männer und ein Ehepaar aus Anröchte, Bad Sassendorf, Erwitte, Lippstadt, Möhnesee, Soest, Warstein, Welver, Werl und Wickede (Ruhr) mit dem „Pflegestern“ geehrt worden.

Ausgezeichnet
Landrätin Eva Irrgang (3. v. r.) und Irmgard Soldat (r.) zeichneten am Mittwoch, 31. August 2022, pflegende Angehörige aus dem Kreis Soest aus. Foto: Thomas Weinstock/ Kreis Soest

Irmgard Soldat, ehemalige Vizelandrätin und langjährige Vorsitzende der Konferenz Alter und Pflege, sprach die öffentliche Anerkennung zusammen mit Landrätin Eva Irrgang aus. In ihrer Laudatio bekräftigte sie den Wunsch, dass diese Anerkennung einen nachhaltigen Beitrag dazu leiste, dass das ehrenamtliche und soziale Engagement gestärkt werde. Eine Gesellschaft sei nur dann zukunftsfähig, wenn die Bürgerinnen und Bürger bereit seien, sich einzubringen und Verantwortung für andere zu übernehmen. Mit dem zum 15. Mal vergebenen „Pflegestern“ ausgezeichnet wurden für das Jahr 2020 Johann Peter Klisch (Anröchte), Anette Kleegraf (Erwitte), Werner Annemüller (Lippstadt), Anette Fischer (Lippstadt), Jan-Niklas Haneke (Lippstadt), Dominique Hansel (Soest), Heinrich Raulf (Warstein), Isolde Maria Stapel  (Welver), Gertrud Wiese (Werl) sowie Daiva Otto (Wickede/Ruhr) ausgezeichnet. Für das Jahr 2021 erhielten den Pflegestern Thomas Reinhold Makrutzki (Anröchte), Rita Harnau (Bad Sassendorf), Matthias Mayer (Erwitte), Agnes Peterburs (Lippstadt), Marianne Schulten (Lippstadt), Andrea Dorothea Wüste (Möhnesee), Maria Jedamski (Soest), Irene Paschenda (Soest), die Eheleute Maria Theresia und Norbert Remmert (Soest) sowie Monika Weis (Werl).

Irmgard Soldat würdigte die Verdienste der Geehrten. Johann Peter Klisch pflegte trotz eigener Behinderung seinen erwachsenen, seit der Geburt schwerstbehinderten Sohn, der im Juni 2022 verstarb. Anette Kleegraf versorgt ihre betagte Schwiegermutter seit über 15 Jahren. Diese ist hochgradig dement, erkennt keine Personen mehr und benötigt Hilfe in allen Lebensbereichen. Werner Annemüller pflegte gemeinsam mit seiner Tochter seit 2005 seine zu 100 Prozent schwerbehinderte Ehefrau bis zu ihrem Tod im Jahr 2020. Anette Fischer pflegte seit 1998 ihren Ehemann bis zu seinem Tod. Auf Grund verschiedener Krankheiten wurde er immer pflegebedürftiger. Ende 2016 kam noch eine Krebserkrankung hinzu. Jan-Niklas Haneke versorgt zu Hause mit Unterstützung seiner Mutter und weiterer Familienangehöriger seine Großeltern. Der Großvater ist seit Mai 2019 durch eine Erkrankung schwer pflegebedürftig und die Großmutter leidet an Demenz. Herr Haneke musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Der Preis wird ihm nachgereicht. Dominique Hansel vorsorgt neben ihrem autistischen Sohn ihre blinde und an Demenz erkrankte Großmutter. Um für beide sorgen zu können, geht sie 120 Stunden im Monat nachts arbeiten. Zusätzlich pflegt sie noch zeitweise einen MS-kranken Mann. Sie engagiert sich ehrenamtlich in der Autismushilfe und hat selbst einen Grad der Behinderung von 50 Prozent. Heinrich Raulf pflegte seine Ehefrau bis zu ihrem Tod im Jahr 2022. Sie war 1999 an Parkinson erkrankt und benötigte seit 2012 eine 24-Stunden-Betreuung. Isolde Maria Stapel, die leider nicht an der Ehrung teilnehmen konnte, versorgt und pflegt ihren erwachsenen, körperlich und geistig behinderten Sohn seit dessen Geburt. Ihr wird der Preis ebenfalls nachgereicht. Gertrud Wiese pflegt seit 16 Jahren ihren Ehemann, der seit einem Schlaganfall im Jahr 2004 nicht mehr selbstständig laufen kann. Daiva Otto pflegt seit sieben Jahren ihren Ehemann, der eine Tetraplegie (Querschnittslähmung) bis zur Brust hat. Aufgrund der Erkrankung benötigt ihr Ehemann auch oft in der Nacht ihre Hilfestellung.

Thomas Reinhold Makrutzki pflegte seine Ehefrau seit mehr als sechs Jahren. Frau Makrutzki war an Alzheimer erkrankt und bettlägerig. Sie ist Anfang 2022 verstorben. Rita Harnau pflegt ihren stark dementen Ehemann. Die Betreuung ist außerordentlich zeitaufwendig, da der Pflegebedürftige sehr unruhig ist. Matthias Mayer pflegt seit März 2020 seine Ehefrau, die eine Hirnblutung mit schwerwiegenden Komplikationen erlitt. Die Einschränkungen der Covid-19-Pandemie behinderten den geplanten Heilungsverlauf. Agnes Peterburs pflegt ihren gleichalten Ehemann, der 2009 an Parkinson erkrankte und seit 2016 schwerstpflegebedürftig ist. Zuvor hatte sie sich bereits über einen Zeitraum von zehn Jahren um ihre schwer pflegebedürftigen Schwiegereltern gekümmert, die an Demenz erkrankt waren. Marianne Schulten pflegte mehr als zehn Jahre ihre im Februar 2022 verstorbene, ebenfalls hochaltrige Freundin und Nachbarin. Ihre Freundin hatte einen Klingelknopf über den sie jederzeit um Hilfe rufen konnte. Andrea Dorothea Wüste pflegt ihre erwachsene Tochter seit einem Verkehrsunfall im Jahr 2016. Dabei zog sich diese ein Schädelhirn-Trauma dritten Grades zu. Überwiegend umsorgt sie ihre Tochter alleine, zeitweise erhält sie Unterstützung von Familienangehörigen. Maria Jedamski pflegt ihren Ehemann, der im Juli 2019 einen schweren Herzanfall erlitten hat, seit September 2019 rund um die Uhr alleine zu Hause. Sie hilft ihm, von Tag zu Tag wieder mehr am Leben teilzunehmen. Irena Paschenda pflegt aufopfernd gleich drei Familienangehörige. Sie betreut ihren Ehemann, der einen Hirnschlag erlitt, seit acht Jahren. Außerdem ihre Eltern, beide in den 90ern, ohne Unterstützung durch einen Pflegedienst. Das Ehepaar Maria Theresia und Norbert Remmert pflegt seit 20 Jahren seine schwerstbehinderte Tochter. Teilweise bekam die Familie Unterstützung durch einen Pflegedienst. Dieser hat aber wegen Personalmangel gekündigt, so dass die Situation für die Familie noch komplizierter geworden ist. Monika Weis pflegt seit 2012 ohne Unterbrechung ihre bettlägerige, über 100-jährige Mutter. Einmal täglich ist ein Pflegedienst hilfreich im Einsatz. Da die Mutter sehr ängstlich ist, kommt eine Kurzzeitpflege zur Entlastung nicht in Betracht.

Auch Landrätin Eva Irrgang sprach den pflegenden Angehörigen für ihre Leistung Dank und Anerkennung aus und wies in diesem Zusammenhang auf die gut ausgebaute Infrastruktur mit Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten im Kreis Soest bei Pflegebedürftigkeit hin. Dank neuer Techniken könnten Ratsuchende rund um die Uhr unabhängig von Sprechzeiten Zugang zu allen wichtigen Informationen erhalten. So habe der Kreis Soest im Rahmen des Projektes „Digitale Pflegeberatung“, das gemeinsam mit dem Märkischen Kreis seit Herbst 2020 umgesetzt und vom Land Nordrhein-Westfalen als Teil der „Digitalen Modellregion Soest“ gefördert wird, den Podcast „Pflegeatlas“ ins Leben gerufen. „Mit mittlerweile 14 Folgen und bereits weit mehr als 10.000 Hörerinnen und Hörern seit Anfang dieses Jahres hat sich der Podcast als erfolgreiches Informationsmedium rund um pflegerelevante Themen in der Region etabliert“, erläuterte Irrgang. Der Kreis gehe sogar noch einen Schritt weiter und setze seit wenigen Wochen auf die Unterstützung durch einen Chatbot im Internetangebot des Kreises. Dieser sei ein digitaler Pflegeberater, der automatisch auf Textnachrichten antworte und viele Vorteile biete. „Er gibt das Fachwissen der ‚echten‘ Pflegeberatung des Kreises Soest weiter“, freut sich die Landrätin über die Einführung dieses neuen Informationsangebotes.